Böhmische Serenade

Mit der Streicherserenade E-Dur von Antonín Dvořák präsentiert das Neuenheimer Kammerorchester in seinem diesjährigen Herbstprogramm eines der beliebtesten Werke der Streichorchesterliteratur, entstanden innerhalb von nur 12 Tagen zu Beginn von Dvořáks Komponistenkarriere. Ihre eingängige Melodik und die der böhmischen Folklore entlehnten Rhythmen tragen maßgeblich dazu bei, dass dieses Werk seit seiner Uraufführung 1876 auf der ganzen Welt größte Erfolge feiert.

  

Weiterhin stehen die Meditation über den altböhmischen Choral St. Wenzel von Josef Suk und die Studie für Streichorchester von Pavel Haas auf dem Programm. Suk war Kompositionsschüler von Dvořák und auch dessen Schwiegersohn. Die Komposition entstand 1914 unter dem Eindruck des Beginns des 1. Weltkriegs, mit dem nicht wenige Tschechen die Hoffnung auf eine eigene nationale Identität aber auch die Furcht vor der Grausamkeit des Krieges verbanden. Beide Aspekte spiegelt Suks Komposition wieder.

 

Die Bezeichnung „Studie“ des Haas’schen Werkes erscheint irreführend. Alles andere als eine akademische Fingerübung ist sie ein schwungvolles und optimistisches Werk, das sich ebenfalls der Volksmelodik und ausgeprägter Rhythmik bedient. Dabei ist die Studie unter denkbar bedrückenden Umständen im KZ Theresienstadt entstanden, wo sie zusammen mit Suks Meditation und Dvořáks Serenade mehrfach mit großem Erfolg aufgeführt wurde.

 

Einmal mehr kombiniert das Neuenheimer Kammerorchester in seinem Programm weithin bekannte Werke mit selten aufgeführten, aber nicht minder hochwertigen „Schätzen“ der Musik für Streichorchester. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Matthias Metzger. Er studierte Violine bei Ulf Hoelscher und wirkt seit langem als Konzertmeister bei der  Philharmonie Merck und davor bei den Heidelberger Sinfonikern. Darüber hinaus konzertiert er als Solist und als Kammermusiker. CD-Einspielungen aus seiner Zeit als Mitglied des Zehetmair-Quartetts erfuhren höchste internationale Anerkennung.